Ein paar Worte zur Physik in Gunbuster

Diese Seite ist die direkte Auswirkung einer kleinen Diskussion in der AnimeGer Mailingliste über die Physik in dem Anime "Gunbuster".

(VORSICHT: Folgendes ist streng fiktional aufzufassen und physikalisch empfindsame Gemüter mögen gleich mit Kurts Überlegungen weitermachen :-))

Dort tauchte unter andrem die Frage auf, wieso Noriko und Kazumi in der letzten Episode der Serie 12000 Jahre benötigen, um aus dem Zentrum der Milchstraße zur Erde zurückzukehren, obwohl ihnen eigentlich ein überlichtschneller Antrieb zur Vefürgung steht.

Meine zuerst geäußerte Vermutung, der Antrieb sei defekt und sie könnten sich so nur mit Geschwindigkeiten kleiner als der des Lichtes fortbewegen, erwies sich als Erklärung für die 12000 Jahre vor allem deshalb als unplausibel, da

  1. ein "Tannhäuser"-Kollapsgenerator der Gunbuster-Unit noch funktionierte, was für den Warpantrieb aus "Gunbuster" ausreichen müßte,
  2. ein Rettungsschiff sie ansonsten auf dem Weg hätte abfangen und mitnehmen können und
  3. das Zentrum der Milchstraße ungefähr 30000 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt, die unterhalb der Lichtgeschwindigkeit natürlich nicht in 12000 Jahren zurückzulegen sind.

Da ich die Idee, daß sie diese Verlangsamung ihrer Eigenzeit gegenüber unserer durch Effekte der Allgemeinen Relativitätstheorie erleiden, die das starke Gravitationsfeld des Schwarzen Loches, das sie geschaffen haben, verursacht, für ziemlich unausgegoren hielt, fragte ich mal "jemanden, der sich damit auskennt", ob dies denn möglich sei. Als Hauptargument dagegen schien mir zu stehen, daß unsere beiden Protagonistinnen bei dermaßen starken Gravitationsfeldern, wie sie für solche Unterschiede in den Eigenzeiten notwenig wären, durch die anwesenden Gezeitenkräfte zu "Spaghetti" gezogen worden wären.

Freundlicherweise hat mein Kommilitone Kurt Rinnert, obwohl ich ihm eigentlich bei weitem nicht genug über die Verhältnisse erzählt hatte, prompt genau die richtige Rechnung durchgeführt und mir seine Ergebnisse zur Publikation hier zur Verfügung gestellt.

Es stellte sich heraus, daß eine Situation, wie die oben geschilderte, durchaus möglich ist, ohne das den Protagonistinnen etwas passiert, da die Gezeitenkräfte ja im wesentlichen vom Gradienten des Feldes abhängen. Wählt man also für das Schwarze Loch eine Masse, die groß genug ist, um in der Nähe ihres Schwarzschildradiuses einen geringen Gradienten zu haben, erfährt man auch nur geringe Gezeitenkräfte.

Nach dem, was Kurt ausgerechnet hat und soweit ich dem folgen konnte - mein Wissensstand in der ART ist peinlich gering :) - müßte man für eine Eigentzeitveränderung von 12000 Jahren im Inertialsystem der Erde zu einem Monat im Inertialsystem der Gunbuster-Unit und bei zugelassenen Gezeitenkräften, die etwa einem an die Füße gehängten 35 kg-Gewicht entsprechen, 0.001 % der Milchstraße in ein schwarzes Loch komprimieren. Das ist im Grunde erstaunlich realistisch (siehe unten) wenn man das Szenario betrachtet, mit dem man am Ende von "Gunbuster" konfrontiert wird.

Wer es genauer wissen oder einfach nur die in meiner obigen Zusammenfassung sicher steckenden Fehler vermeiden will, soll sich die am besten die Abhandlung (nochmals Danke Kurt!) direkt ansehen:

"Über das Rumhängen in der Nähe Schwarzer Löcher"

© 1997 Kurt Rinnert

Zwar ist das alles für den Außenstehenden wahrscheinlich etwas arg theoretisch, aber so ist eben manchmal Physik, und es bringt unsere Diskussionen auf eine solide Grundlage.

Bleibt natürlich die Frage, wie, beziehungsweise womit, man aus diesem starken Gravitationsfeld herausbeschleunigt und selbst dann das Problem, daß bei "freundlicher" Rechnung die Kompression von Jupiter auf 1/30000tel seiner Größe, die den Geschehnissen im Zentrum der Milchstraße vorangeht, klassisch gerechnet (was man hier wahrscheinlich fast nicht mehr darf :) ), eine Schwerebeschleunigung von gut dem 600fachen des Wertes auf der Erde an seiner Oberfläche erzeugen würde. (Außerdem hätte Jupiter dann immer noch ungefähr 3/4 des Erdaradius und wäre damit meiner Ansicht nach deutlich größer, als die GU3 im Film erschien.)

Ohne etwas so Unrealistisches wie dauerhaft aufrechterhaltene Antigravitation (ich meine das als Witz ;-)) dürften wir wenig Möglichkeiten haben, dies alles zu erklären. Andererseits: wenn man Überlichtantriebe hat und in Sekunden auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, was kümmern dann noch solche "Details" ^_^

Vielleicht erscheint hier in kürzerer Zeit ja noch mehr, vielleicht aber auch nicht :-).

UPDATE: Wohl ganz eindeutig nicht. ^_^


Letzte Änderung der Seite: 29.04.2004

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